Presse: "Zurlinden"

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Was die Presse damals über das "Zurlinden" schrieb...

Dank 'Mamma Zender' kann ich ein paar der Artikel hier noch auflisten. Zwei der Artikel habe ich OCRd, so dass man diese hier bequem lesen kann - denn wer liest schon gerne Text in Fotos?

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Austern flambiert

Gäste lesen ungern Menukarten. Der Koch Andreas Zender führt sie lieber spontan auf eine kulinarische Reise rund um die Welt.

Text: Roland Falk Fotos: Judith Stadler

«Denkarbeit», schnödete einst der Maler Oskar Kokoschka, «leisten Menschen nur, wenn sie in einem Restaurant Karten durchforsten.» Im Zürcher «Zurlinden» bleibt einem öfter auch dieser Effort erspart, denn zu den Gepflogenheiten des Hauses gehört, dass man dem Gast auf unaufdringliche Weise sagt, was er eigentlich will. Pfundweise Vorschläge in pseudonoblen Mappen gibts hier nicht, dafür Leute, die einem verbal den Mund wässerig zu machen verstehen. Das Angebot ist auf ein fast täglich wechselndes Menü beschränkt, und «eigentlich», sagt der Wirt Andreas Zender, «würde ich am liebsten auch diese Regelmässigkeit aufheben».

Logisch fast, denn Festgelegtes ist dem 41-Jährigen mit dem schütter gewordenen Pferdeschwanz verpönt. Der Sponti, der dreieinhalbmal die Welt umrundet und lange auf den Fidschiinseln gekocht hat, will Lust auf Entdeckungen wecken. «Im Kopf reise ich noch immer», sagt der kulinarische Tüftler, der zwischen «Gault Millau» und Exotischem pendelt. Dabei kopiert er nicht einfach Bekanntes, sondern er tüftelt nach eigenem Gusto.

«Du bisch en Gschtörte», wurde ihm anfänglich beschieden, als er in seiner schuhschachtelkleinen, mit einem einzigen, über 30-jährigen Gasherd bestückten Küche zu wirken begann. Nach mittlerweile einem Jahr aber hat sich sein Konzept eines Sechsgängers, dessen Komponenten man auch einzeln ordern kann, bestens bewährt. Das «Zurlinden» zieht ein «spannend durchmischtes» Publikum zwischen 30 und 50 an, unprätentiöse Gourmets, denen mit Lauch und Mascarpone gefüllte Teigwaren – «wir sind eine richtige Raviolifabrik» – genauso schmecken wie ein Rindsfilet Stroganoff, ein kommuner Hackbraten oder eine raffinierte japanische Fischspeise. Und einer der 150 Weine, die auch glasweise ausgeschenkt werden. Zu jedem Gang gibt es die passende Empfehlung.

Gestylter Treffpunkt

Bevor Zender das Lokal übernahm, war es eine eher trübe Quartierknelle, in der es wenig mehr als dumme Sprüche am Stammtisch und Pouletbeinchen aus der Friteuse gab. Einen lichten, angenehm spartanisch gestylten Treffpunkt hat er daraus gemacht, und das schlichte Interieur in pastellenem Gelb und Hellbraun ist ebenso frei von Chichi wie alles, was marktfrisch auf die Teller kommt. «Mit Chagalls an den Wänden und einem botanischen Garten als Dekoration hat man nicht gegessen», sagt Zender, der in jedem Moment authentisch sein will. Aus der Bierzeit des «Zurlinden» stammen nur noch die Stühle und die Buffetschubladen. Der Rest ist auf moderne Gemütlichkeit ausgerichtet, die einen stundenlang bei Tisch hält. Wer hier verkehrt, gehört nicht zu den Gehetzten, die sich zwischen Büro und Kino noch rasch was hereinziehen wollen. «Wir setzen auf Slowfood, und jeder unserer 26 Plätze ist meist nur einmal pro Abend besetzt.»

Was Zender zusammenbrutzelt, ist leicht wie die Stimmung, die seine Gäste regelmässig schaffen. «Völlerei ist nicht mein Ding.» Kaum Rahm, wenig Butter, viel Exotisches mengt er in seine Kreationen, von denen mindestens eine pro Tag vegetarisch ist. Die Ausrichtung seiner Menüs legt er mit Markus Duner fest, einem zehn Jahre jüngeren Kollegen, der als Garderobier in Klosters einst piekfeiner Weiblichkeit in den Pelz half und sich in der Zürcher «Kronenhalle» zum Barmann bildete. Der Stil der beiden ist ein Mix von nordpiemontesischen und südkalifornischen Feinheiten, und als sie diesen vor der Eröffnung des «Zurlinden» in nächtelangen Diskussionen skizzierten, merkten sie, dass sie eigentlich das gleiche Vorbild im Kopf hatten: das «Falstaff», eine legendäre Schlemmstube in Verduno. «Momentan versuchen wir den Koch dieses Lokals dafür zu gewinnen, unserer Klientel während einer Woche mal eine Probe seines Könnens zu liefern.» Bis der zusagt, kommen gelegentlich berufsfremde Freunde auf Stör, die früher mal in der Branche arbeiteten und für neue Anregungen sorgen.

Sandwiches und Frizzantino

So delikat hat Zender nicht immer getafelt. «In meiner WG-Zeit brachte ich mich vor allem mit Sandwiches und Frizzantino über die Runden.» Und als Aktivist während der Zürcher Jugendunruhen waren revolutionäre Schwärmereien für ihn der grössere Genuss als ein liebevoll ersonnenes Mahl. «Einen Laden wie meinen hätte ich damals wahrscheinlich mit Steinen beworfen.» «Lieber Mampf als Kampf» dürfte heute seine Parole sein. Etwas Triviales wie Gurkensalat, zu dem Bewegte damals den Staat verarbeiten wollten, steht jedenfalls nicht auf seiner Karte.

Andreas Zenders Rezept für «Flambierte Austern»

Restaurant Zurlinden

Zurlindenstrasse 231, 8003 Zürich, Telefon (01) 451 12 51. Reservation ist empfehlenswert. Von Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr geöffnet.

Das Restaurant Zurlinden in Zürich wurde im Gastroführer «Passeport Bleu Suisse 2001» mit dem Ausrufezeichen bedacht, somit ist das Lokal angenehm aufgefallen. Und weiter: «Wer das Lokal gefunden hat, kommt wieder. Das Diner entwickelt sich zu einer Ess- und Weinkulturreise.

Schweizer Familie Nr. 2, 11. Januar 2001

Wir wandern im Kreis 3

Ein Quartierbummel durch Zürichs gemütlichstes Stadtviertel - Rote Socken und Rucksack bitte zu Hause lassen!

Text Beat Krenger

Wer Bahnhofstrasse-Glamour oder West-End- Hype über hat, der sollte den Kreis 3 erkunden. Hier heissen die Strassen Bertha, Martha, Gertrud oder Ida. Das kleine Idyll in diesem Geviert war einst ein Arbeiterquartier und hat sich bis heute seine Unschuld bewahrt: grüne Oasen, günstige Mieten, bezahlbare Geschäftsräume für junge Projekte. Mehr Gemütlichkeit pro Quadratmeter gibt es nirgendwo.

Ausgangspunkt für einen Quartierbummel ist dort, wo sich die Schienen des 2er- und 3er-Trams mit der Seebahnstrasse kreuzen. Die von alten Bäumen gesäumte Allee - Standard im Viertel - ist der Beginn der Bertastrasse. Hier reiht sich Kiosk an Kebab-Stand, Modepüppchenboutique an Waffenladen, spanischer Comestibles an italienisches Lädeli. In Hausnummer 6 versteckt sich ein Brockenhaus, straff geführt vom indischen Familienclan, der regelmässig einige Schätze und sehr viel Plunder ankarrt. Vor den Ladentüren und neben dem Trottoir sind mit Mini-Zäunen begrenzte Blumenbeete angepflanzt worden. Irgendwo mittendrin sitzt eine Henne - aus Stroh. Die Bertastrasse ist nicht hip. Sie versteht es nicht, sich marktschreierisch anzupreisen und zu verkaufen. Gerade das macht sie so sympathisch. Vor Bibi's Modeshop geht es scharf nach links in die Zentralstrasse, zu Lula - eine der schönsten Café-Bars der Stadt. Sie besteht fast nur aus Glas, ausserdem haben die freundlichen Besitzer einen Tresen aufgebaut, der nachts wie eine Regenbogen-Lichtinstallation glüht. Von der Lula-Theke aus kann man bereits das nächste Ziel erkennnen: das Restaurant Zurlinden, kulinarischer Höhepunkt der Gegend. Kürzlich hat eine junge Crew die ehemalige Quartierbeiz aufgefrischt und zum Gourmet-Treffpunkt mit kleiner Bar und 26 Tischen umgebaut. Der Küchenchef stellt täglich etwa sieben Vorspeisen und fünf Hauptgänge zusammen. Im Keller warten 150 Weine, die auch glasweise ausgeschenkt werden. Wer seinen Tisch frühzeitig reserviert, kann hier hervorragend tafeln.

Sommer im Quartier, das heisst Flanieren unter Schatten spendenden Baumkronen, Wein, honigfarbene Bräune, spielende Kinder auf der Strasse, Gartenstühle auf dem Trottoir, Begegnungen mit Menschen. Dann wird es zwischen Bertha- und Martha-, Ida- und Gertrudstrasse ein wenig mediterran. Selbst den nahen Friedhof Sihlfeld, eine gigantische Grünoase, haben Hündeler, Jogger und frivole Bikini-Girls erobert - und erzürnen so manchen Grabbesucher. Auf der Fritschi-Wiese nebenan schüren Familien das Feuer für das allabendliche Würstchengrillen, und der Jüngste düst auf dem klapprigen Dreigänger zur nahen 24-Stunden Tankstelle, um eine Ladung Sixpacks zu besorgen. Dann sitzen die Grüppchen draussen bis spät, hören Madonna und blicken im fahlen Schein der Abenddämmerung über die Dächer ihrer Stadt und darüber hinaus.

Genau dieses Lebensgefühl von Ferien in der Stadt pflegen auch die Gäste der BertaBar am Idaplatz: vorne Piazza mit fröhlichen Flaneuren, nebenan die duftenden Auslagen des Bioladens. BertaBar-Chef Gianluca Monteleone hat jüngst aus der einst drögen Ecke einen schlicht gestylten Treff frei von Chichi und Szenegeplänkel gemacht. Hier schlürfen die Gäste ungestört Latte Macchiato, mampfen Panini caldi und lesen in einem Buch. Wer die BertaBar einmal entdeckt hat, kommt wieder.

Hunger gekriegt vom Flanieren? Nur einige Schritte weiter liegt die Idaburg, wo einst LaSalle-Wirte Claudine Brunner und Walter Schmid ihr Revier hatten. Nach ihrem Wechsel in den Schiffbau hat ein junges Team erfolgreich den Neustart gewagt. Mittags locken leichte Menüs zwischen 16.50 und 20.50 Franken und die begrünte Terrasse. Servicechef Valentino ist ein Charmebolzen par excellence. So zieht auch die neue Idaburg ein spannen des, durchmischtes Publikum an, unpräten ziose Gourmets, denen frisch gemachte Teigwaren ebenso schmecken wie Vege tarisches und ein gutes Stück Fleisch.
Ein schlauer Mann hat einmal gesagt: Er holung ist die Wiederherstellung der Un schuld. Der Kreis 3 ist unschuldig ge blieben. Vergeblich sucht man nach Filia len grosser Ketten und unpersönlichen Multiplex-Lokalen. Das zunehmende Aufsplitten der City in Wohn-, Arbeits- und Vergnügungsviertel macht man hier nicht mit. Die Bewohner leben und ver köstigen sich im selben Quartier. Gerne im Da Michelangelo. Es ist kein Geheim- nis, dass die italienische Küche hier gegen sämtliche Gastrotrends immun ist und Fans aus ganz Zürich anlockt. In der ehe maligen Ämtlerhalle - plätschernder Kitsch-Springbrunnen inklusive - kriegt man die besten Pizze der Stadt.

Gerade rund um den Idaplatz wirkt der Kreis 3 noch wie ein Dorf. Keine Baller mann-Bars oder sonstige Ingredienzen der sündigeren oder grossstädtischeren Quar tiere, nur selten verirren sich Touristen hierher, doch ebenso fern sind Provinzia lität und Puppenstuben-Niedlichkeit der Altstadt. Persönlichkeit ist wichtiger. Auch bei neon an der Gertrudstrasse. Hier arbeiten die Modeschöpferinnen Nina van Rooijen und Nives Definiti an ihren Kol lektionen, die sie vorne im Laden ausstel len, neben Schmuck von Miguel und Secondhand-Schnäppchen aus aller Welt. In regelmässigen Abständen kommen Gast designer zu Besuch, zurzeit Long-Ly und Friends mit Sonnenbrillen und das Berli ner Kollektiv www.haltbarprodukte.de mit Silberrigen, Reifenabdruck-Shirts, Tisch sets aus Leinen und nostalgischen Küchen hilfen. "Say hello to individuality" ist das Motto der Neon-Macherinnen. Das pass auch ganz gut auf den Kreis 3.

 


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